Donnerstag, 3. Juni 2010

Der arme Hobbit

Wider Erwarten wird mein zweiter Post auch noch keine Review. Doch wie ich heute der imdb entnahm (laut meiner Mutter stand es aber die Tage schon in der Zeitung) hat Guillermo del Toro in Sachen Hobbit nun auch noch die Segel gestrichen - zumindest was den Regiestuhl betrifft. Das riecht für mich jetzt schon nach cineastischem Super-GAU. Denn nun sind sowohl Peter Jackson als auch Guillermo del Toro von der Regie zurückgetreten und man muss sich doch fragen: Wer bleibt da noch übrig? Mir fällt auf Anhieb kein Regiesseur ein, dem ich dieses Unterfangen zutrauen würde und der sowohl dazu bereit wäre als auch von den Studios akzeptiert würde. Natürlich liest man derzeit von den üblichen Verdächtigen: Alfonso Cuarón, James Cameron (bitte nicht!!!), J.J. Abrams, Neill Blomkamp, Terry Gilliam, David Fincher und natürlich Fran Walsh (Klar, ihr Mann will nicht mehr und jetzt soll sie, oder wie?). Auch Joss Whedon, Kevin Smith und sogar Quentin Tarantino werden in den Raum geworfen. Ist von denen irgendeiner sonderlich realistisch?
Beginnen wir mit meiner größten Horror-Vision: James Cameron (warum eigentlich nicht gleich Michael Bay oder Uwe Boll...? ich glaub Lothar Matthäus hat im Moment auch nichts großartiges vor). Lassen wir mal außer Acht, dass Cameron die nächsten Jahre eh' viel zu sehr damit beschäftigt ist, seine genmanipulierten Riesenschlümpfe durch den Dschungel zu jagen, so graust mich die Vorstellung, Mr. Mainstream könne sich an Tolkien vergreifen. Denn genau das stört mich an Cameron, hat mich schon immer an ihm gestört und wird mich auch immer an ihm stören: Seine Filme haben keine Ecken und Kanten. Ich weiß jetzt schon, dass die Mädchen sagen: "Aber 'Titanic' war so toooolll!" und meine Geschlechtsgenossen denken an den Terminator und die Aliens und... Um es kurz zu machen: der einzige Film von James Cameron, den ich mir freiwillig ein zweites Mal anschauen würde ist "Avatar" und selbst der ist allenfalls gutgemachtes Popcorn-Kino, aber letztlich hat die Handlung was von Pocahontas trifft Matrix auf Endor. Sorry, aber seine Filme sind mir einfach zu lieblos und für Tolkien braucht man einen Regisseur mit Liebe zum Detail. Kurzum: das einzige, was schlimmer wäre als James Cameron auf dem Regiestuhl des Hobbit, wäre Ursula von der Leyen als Bundespräsidentin... ach, verdammt! Na, wenigstens vergreift sie sich dann nicht mehr an wehrlosen DVD-Covern. (EDit: Die Befürchtung hat sich zumindest in Wohlgefallen aufgelöst)
Ein weiterer Kandidat, der fast noch weniger überrascht, ist Neill Blomkamp. Peter Jackson meinte mal, dass "Der Herr der Ringe" von niemandem hätte gemacht werden dürfen, der die Special-Effects in den Vordergrund drängt, denn die sollen die Handlung tragen und nicht umgekehrt - eine Prämisse, der er selbst bei "King Kong" nicht mehr folgte. Blomkamp kennt man letztlich nur durch einen Film und zwar "District 9". Das war ein überaus ambitionierter Film mit vielen überaus guten Einfällen, einer starken Message und daher viel Potential - doch hier kommt das große ABER: Der ganze Film war so von Action-Sequenzen und Spezialeffekten überladen, dass für die genialen Ideen kein Platz mehr war. Alles, was an "District 9" geistreich war, wurde von Blut und Kampfrobotern erstickt. Was das für den Hobbit bedeuten könnte, dürfte wohl jedem klar sein.
Sollte Alfonso Cuarón die Regie übernehmen, wäre es nicht das erst mal, dass er für del Toro den Ersatzmann bei der Verfilmung eines Fantasy-Bestsellers gespielt hätte. Da ich Cuaróns Regiearbeit bei der Verfilmung von "Harry Potter und der Gefangene von Askaban" durchaus sehr schätze, wäre er sogar ein Kandidat, den man in Erwägung ziehen sollte, obgleich er einen sehr düsteren Stil hat - aber den hatten Jackson und del Toro auch.
J.J. Abrams halte ich durchaus für einen hervorragenden Filmemacher, doch seine Stärke liegt ja bekanntlich vor allem in der Innovation und originellen Ideen. Beim letzten Star-Trek-Film hat er sich nun an einen bereits existierenden Stoff gewagt. Ich persönlich konnte mit "Star Trek" nie sehr viel anfangen, habe diesen Film aber wirklich genossen, während die meisten Trekkies nicht sonderlich begeistert waren. Was sagt uns das? J.J.Abrams würde aus dem Hobbit sicher ein tolles Kinoerlebnis machen, aber ob das dann noch Tolkiens Hobbit wäre, wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Ganz abgesehen davon, dass ich Zachary Quinto als Thranduil ebenso befremdlich fände wie das Cloverfield-Monster als Smaug... am besten mit MiB zusammen.
Für Terry Gilliam gilt wie auch für Kevin Smith: Sie sind in aller erster Linie Satiriker. Terry Gilliam ist ein großartiger Regisseur - das hat er mehr als einmal bewiesen, doch selbst seine Filme aus Zeiten nach Monty Python hatten immer diesen zumeist sehr schwarzen Humor. Kevin Smith wiederum ist vor allem ein genialer Autor. Das gilt auch für Joss Whedon, der stets viel Situationskomik und Popkulturelle Referenzen in seine Projekte einbringt. Fazit: Alle drei richtig geniale Filmemacher (bzw. Serien-Erfinder), aber nicht die richtigen für diesen Job. Die Zeit, die sie auf den Hobbit verwenden müssten, sollten sie lieber in eigene Projekte stecken.
Wer Quentin Tarantino ins Gespräch gebracht hat, will ich lieber gar nicht wissen, aber es gibt eine Menge Gründe, die dagegen sprechen:
  1. Im Hobbit gibt es keine Folterszene
  2. In Mittelerde existieren keine Autos und folglich auch keine Kofferräume
  3. Stich wird nicht von einem schlechtgelaunten Sushipanscher geschmiedet
  4. Der Film sollte ab 12 oder allenfalls ab 16 freigegeben werden können
  5. Tarantinos Stärke ist die Inszenierung als Ganzes (das heißt auch Story, Drehbuch und Dialoge - denkt mal an "Jackie Brown")
  6. Bei der Einnahme von zuviel Pfeifenkraut muss man keinem eine Spritze in die Brust jagen
  7. "Misirlou" ist keine gute Titelmusik für eine Tolkien-Verfilmung
Bleiben noch Fincher und Walsh. Walsh halte ich einfach für so unwahrscheinlich, dass ich da nichts groß zu sagen will: Entweder macht Peter es selbst oder jemand ganz anderes. Und Fincher? Finchers Stil ist düster und seine Filme haben oft etwas Klaustrophobisches... passt einfach nicht.
Ich werfe von mir aus jetzt nochmal den Namen Darren Aronofsky in die Runde, denn der hat mit "The Fountain" gezeigt, dass er auch phantastische Themen bildgewaltig umsetzen kann. Aronofsky beherrscht sowohl die leisen als auch die ganz lauten Töne, was ihn für mich derzeit zum einzigen Regisseur machen würde, dem ich dieses Unterfangen wirklich noch zutrauen würde.
Dass del Toro raus ist, hat aber auch ein gutes: Sein nächster Film wird wohl eher kommen als erwartet. Wird es Hellboy3? Geht es mal wieder ins Spanien des Zweiten Weltkrieges? Oder doch etwas ganz anderes?

5 Kommentare:

  1. Servus,

    also soweit ich das mitbekommen habe, saß Jackson von Anfang an auf dem Produzentenposten, ist also nicht vom Regiestuhl gesprungen. Dass del Toro abgesprungen ist, könnten meinen Informationen zu Folge im Bestfall sogar darin münden, dass Jackson bei fehlenden Alternativen nun doch noch die Regie übernehmen würde. So äußerte er sich zum. laut MovieGod.de gegenüber The Dominion Post.

    Grüße

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  2. Ich nochmal,

    sorry, bin grad erst dazu gekommen, den ganzen Eintrag zu lesen und muss leider kurz klugscheißen. Die Alien Filme gehen mal ausnahmsweise nicht auf Camerons Konto, sondern auf Ridley Scotts.

    Ansonsten seh ich die Situation ähnlich, glaube aber nicht, dass Jackson, der seine Hand schützend über die von ihm so stark geprägte Reihe hält, zulassen würde, dass man auf Regisseure wie Cameron zurückgreifen würde.

    Natürlich spuken Namen wie Blomkamp durch den Raum, schon allein, weil es sich hier um den Schützling JAcksons handelt. Für realistisch halte ich das jedoch nicht. Für die meisten Kandidaten gilt so oder so, dass - wie du ansprachst - andere Projekte momentan im Vordergrund stehen. Blomkamp soll bspw. bereits an einer Fortsetzung von District 9 arbeiten, Cameron ist damit beschäftigt, noch mehr Geld aus der Avatar-Marke heraus zu quetschen, Abrams sitzt am nächsten Star Trek usw.

    Das größte Problem ist wohl, dass Jackson selbst in mehreren Veträgen sitzt (bspw. Tintin, vgl. MovieGod) und deshalb nur in letzter Not eigens Regie führen würde.

    Wie dem auch sei, die Hoffnung stirbt zuletzt. Schließlich stand das Projekt von Anfang an unter einem schlechten Stern (v.a. aufgrund der Pleite der MGM Studios). Dabei finde ich es schon beachtlich, dass der nächste Bond fürs Erste schlichtweg gestrichen wurde und der Hobbit bis heute besteht.

    Was lange wird, wird letztlich gut.

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  3. Ich hab folgendes gelesen:

    http://www.moviepilot.de/news/peter-jackson-wuerde-regie-bei-the-hobbit-uebernehmen-106655

    Ich hoffe ja das es Jackson macht.

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  4. @bad Robert
    Dass jackson es nun doch wieder in Erwägung zieht (er war für die Regie ganz zu Beginn kurz im Gespräch) hab ich auch gelesen. Es ging mir auch mehr darum mich mal zu diesen vermeintlichen "guten" Alternativen zu äußern, die mir einen kalten Schauer über den Rücken gejagt haben. Und Cameron war nicht der Erfinder der Alien-Reihe hat aber den zweiten Teil verbrochen, den ich persönlich am zweitschwächsten fand, da es wieder nur Rumgeballer im Weltall war. Die teile vvon Scott und Fincher waren ja wenigstens noch stimmungsvoll... hab sie mir dennoch nur einmal angesehen. Konnte der Reihe nie viel abgewinnen.

    Abgesehen davon: Jackson ist hervorragend, aber del Toro ist noch einmal eine ganze Ecke besser.

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  5. Jackson oder del Toro wären perfekt. Am besten beide Zusammen die hauen sich dann am Set die Köpfe ein.
    Muss dir Zustimmen bei dem was du zu Tarantino sagst, so sehr ich auch ein Fan von ihm bin, an den Hobbit würde ich ihn nie ran lassen.
    Hast noch vergessen:
    -Am Ende stirbt nicht fast jeder
    -Mexican standoffs könnten kompliziert werden.
    -Red Apple Zigaretten würden fehlen. (Gut man kann es auch Red Apple Kraut nennen aber da wäre Tolkien bestimmt nicht glücklich mit)
    -Seine Lieblingsschauspieler einbauen wird auch Schwierig.

    Also Jackson wenn man auf Nummer sicher gehen will oder del Toro wenn man auf eine Überraschung hoffen will.

    Solange mir keiner den Hobbit versaut ist alles in Ordnung ansonsten geh ich die mal besuchen.

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