Montag, 28. Februar 2011

Ein ganz kurzer Kommentar zu den Oscars



Das war so in etwa meine Reaktion... auf die meisten Auszeichnungen - gerade in den Hauptkategorien - wie jedes Jahr

Sonntag, 13. Februar 2011

Aus aktuellem Anlass: Ich bastel mir ein Event-Movie

Ja, ja... unsere Privatsender und ihre Super-Duper-Mega-Event-Event-Mega-Blockbuster-Super-Event-Movies in einer Deutschlandweiten Weltpremiere... es geht natürlich um die Hindenburg - mit Reiner Calmund in der Rolle der Hindenburg und Veronica Ferres als Ankermast. Ihr merkt schon: Das ist jetzt alles andere als eine ernstgemeinte Rezension, sondern vielmehr ein satirischer Kommentar, dessen Komik durchaus beabsichtigt ist, was man von "Hindenburg" nicht behaupten kann, denn der Film besaß doch mehr unfreiwillige Komik.
Ich kann mir das so richtig vorstellen, wie die Programmplaner von RTL da zusammengesessen haben und sich dachten:
"Wir müssten sowas wie 'Titanic' machen, aber halt in der Luft."
Irgendeiner schrie dann noch:
"Und was mit Nazis, denn ein deutscher Historienfilm braucht seine Nazis." - "Vielleicht sollte auch was explodieren... ?"

"Titanic" in der Luft, Nazis und eine Explosion? Das sind ja gleich drei Dinge aufeinmal.

Also, musste ein großes, graues Überraschungsei her: Die Hindenburg. Tja, und da RTL es von DSDS und Suppentalent gewohnt ist, das Highlight schon ganz zu Anfang anzuteasen und erst am Ende der nächsten Ausgabe zu bringen, beginnt der Film auch mit dem brennenden Zeppelin. Das ist auch sinnvoll, weil der durchschnittliche RTL-Zuschauer von dem Luftschiff und dessen Abgesang vermutlich noch nie was gehört hat und er sich dem Rest des Publikums nicht unterlegen fühlen soll. Ganz abgesehen davon ist der Trend mit den Rückblenden sieben Jahre nach der ersten Lost-Folge nun endlich auch im deutschen Fernsehen angekommen. Wir machen daher einen Sprung zurück in die Exposition, in der uns die Charaktere vorgestellt werden, ehe man geschlagene zweieinhalb Stunden hektisch durch dieses aufgeblasene Stahlungetüm hetzt. Also, was sind nun die Zutaten für die völlig (Achtung! Ganz schlimmes Wortspiel) aus der Luft gegriffene (sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt) Handlung , die man um diese Luftfahrtkatastrophe spinnt?
Klar, wer "Titanic" in der Luft machen will, braucht erstmal einen Typ aus der Unterschicht und eine Frau aus der Oberschicht, die schon anderwärtig versprochen ist, als Liebespaar. Um Schauspieler zu sparen, ist der Knilch, Merten (geiler Name.. warum nicht gleich Kevin oder Torben?), gleichzeitig der Konstrukteur von der fliegenden Riesenzigarre und sie, Jennifer, die Tochter eines amerikanischen Großunternehmers, der den Zeppelin-Heinis gerne Helium verkaufen würde, wenn da nicht dieses böse Embargo wäre, das ihn im übrigen auch daran hindert Göring sein schönes Tetraethylblei zu verkaufen.
Nun trägt diese mit einer ganz zufälligen Begegnung (er stürzt bei seinem ersten Flugversuch mit einem kleinen Gleitflugzeug in genau dem Tümpel ab, an dem sie gerade rumsitzt) eingeleitete Leibesgeschichte nicht für drei Stunden Event-Movie, also benötigen wir noch etwas, das ordentlich Zündstoff bietet...
"Wie wäre es mit...öhm... einer Bombe? Das Ding fliegt so oder so in die Luft, da kann man auch noch was mit einer Bombe an Bord einbauen."
Soweit so gut, das reicht für die Rahmenhandlung. Kommen wir nun zum weiteren Ensemble. Wir brauchen:
- Juden
- einen Schwulen oder zumindest einen, der einer sein könnte
- ein Tier, am besten einen Hund
- einen Zyniker, der alle an Bord durchschaut
- Kinder (ein Junge, ein Mädchen)
- Nazis
- geldgierige, schmierige Geschäftsleute, die hinter dem Komplott mit der Bombe stecken
- deren Helfer
- eine zebrochene Männerfreundschaft
"Kein Problem: Wir nehmen eine jüdische Familie und einen zynischen Transvestiten mit 'nem deutschen Schäferhund. Hat Hannes Janicke Zeit?" - "Ich glaube nicht, dass der einen Schäferhund spielen will." - "Ja, aber die Transe!"
Genau: Wir stecken Jaenicke in einen weißen Designeranzug, verpassen ihm Augen wie Richard Alpert und lassen ihn am Zoll bei der Kofferkontrolle sagen, dass er die Perücke und das Abendkleid für seine "Show" braucht. Es kommt noch besser: Zu der Show gehört natürlich auch der Hund! Und weil Kinder Hunde mögen, kommt die Transe vor der Abreise mit dem Mädchen aus der jüdischen Familie ins Gespräch, von der man natürlich trotz den bedeutungsschwangeren Blicken, dem Getuschel und der Angst in der Nähe von Wehrmachtsoffizieren, zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen kann, dass sie jüdisch ist. Die Kinder wissen es sogar selbst nicht, weshalb der Junge während der gesamten Fahrt auch die Nazis mit seiner Frage "Wären Sie lieber ein Zeppelin oder eine Messerschidt?" nervt. Der Hund muss in der Szene mit dem Mädchen natürlich noch irgendwas machen....
"Wie wäre es mit einem Hitlergruß?" - "Das ist super! Die Transe sagt dem Mädchen, es soll Zeige- und Mittelfinger zwischen Oberlippe und Nase legen, woraufhin der Köter das Pfötchen hebt. Das find ich toll! Das find ich toll! Das find ich toll!"
Da hat man auch gleich wieder ein bissel was mit Nazis drin, womit wir schon beim nächsten Stereotyp wären.
"Wir brauchen böse Nazis und ganz böse Nazis.... okay, Kretschmann war schon früher nicht für Nebenrollen in TV-Produktionen zu haben und den Waltz können wir uns seit seinem Oscar auch nicht mehr leisten...mmmmh... ." - "Udo Waltz hat einen Oscar?"
Wir nehmen mal Wotan Wilke Möhring (allein schon wegen diesem nordischen Vornamen) und stecken den in eine Luftwaffenuniform - da haben wir schonmal einen nicht ganz so bösen Nazi, der sich in die Jüdin verknallen könnte.
"Wer spielt die eigentlich?" - "Christiane Paul." - "Ist die nicht in New York Kuratorin? Steht bei Wikipedia."
Wenn sie ihn dann zurückweist, droht er die raffgierigen Juden (ach, wie schön, dass es Klischees gibt, die auch fast 70 Jahre nach Hitler noch funktionieren) zu verraten, wenn sie ihm nicht das ganze Geld, mit dem sie fliehen wollten, überlassen. Das Hängen an materiellen Gütern kostet am Ende sowohl den Offizier als auch den Jungen aus der jüdischen Familie sowie dessen Vater das Leben.
Aber wir brauchen auch böse Nazis in so schicken schwarzen SS-Uniformen. Apropos: Wo immer auf dem Bildschirm noch eine freie Stelle ist, muss ein Hakenkreuz hängen. Mal ehrlich, liebes RTL, so deplazierte Hakenkreuze sind sonst meist aufgesprüht. Eine feudale Einfahrt wird gezeigt und da hängt da einmal über den kompletten rechten Bildrand eine Hakenkreuzflagge. Keiner weiß, was die da soll, aber der Zuschauer schnallt sonst wohl nicht, dass wir uns im Dritten Reich befinden, oder was? Zum Gück moniert sich zumindest Heiner Lauterbach in einer seiner vier Szenen (solche "Hauptrollen" spielt sonst nur Christopher Lee) kurz über die Hakenkreuze an seiner schönen Hindenburg.
Ach, die SS ist natürlich Teil der Verschwörung von Göring und Van Zandt (so heißt der dicke, amerikanische Großunternehmer) und nennt sich je nachdem, was die Handlung gerade erfordert, auch schon mal Gestapo... merkt ja keiner. Und kommt mir jetzt nicht mit: Die SS-Offiziere, waren auch Offiziere der Gestapo - die wechseln ihre Funktion in dem Film so wild durcheinander, dass selbst der Führer nicht mehr durchgeblickt hätte.
Jetzt müssen wir nur noch einen blöden Vorwand finden, warum die Frau von Van Zandt, der zusammen mit ihr für die Bombenstimmung an Bord sorgen will, und ihre Tochter trotzdem mit der Hindenburg fliegen...
"Wie wäre es mit einem Schlaganfall? Herzinfarkt? Irgend sowas..."
Tolle Idee! Okay, dann alle Mann an Bord... ach, Moment! Der Dicke lässt seine Frau und Tochter doch nicht einfach so mitfliegen. Schnell Heiner Lauterbach angerufen, der dann dem Merten sagt, dass er die beiden davon abhalten soll, an Bord zu gehen. Nun quatscht Merten auf dem Klo mit seinem Nebenbuhler um Jennys Gunst, der blöderweise auch der Bombenleger ist. Kleine Randnotiz dazu: Ich fühlte mich sehr an "Fahrenheit 9/11" erinnert, als Jenny von der Flugsicherheit wegen der Gefahr des Funkenflugs ihr Feuerzeug abgenommen wird, der Typ aber die komplette Zigarrenkiste mitschleppen darf, in der im Übrigen das Dynamit für die Bombe versteckt ist. Später sehen wir Christiane Paul sogar an Bord in ihrem Zimmer eine Zigarette rauchen - nicht einmal im Raucherraum, wo die Zigarren im Humidor gelagert werden, sondern in ihrer Suite.
Zumindest fängt der Bombenleger eine Schlägerei an, bei der Merten ihn mit einer Fliese ersticht und dann vom Sterbenden von der Bombe erfährt, die natürlich trotzdem von irgendeinem Komparsen zusammengebaut wird... ist so eine Art Bombenbausatz von IKEA oder so. Merten brüllt die Leiche dann noch geschätzte 20 Mal an, wo denn die Bombe sei, während Hannes Jaenicke völlig unbemerkt in der einzigen von der Schlägerei verschonten Toilettenkabine rumsteht und alles beobachtet.
Als Merten blutend aus dem Klo taumelt, gerät er mit seiner trotz des in Schutt und Asche liegenden WCs völlig wahnwitzigen Notwehrstory ausgerechnet an einen in SS-Uniform rumlaufenden Gestapo-Offizier, der von der Bombe weiß. Jetzt muss Merten fliehen und wohin flieht man vor der SStapo in so einer Situation?
Klar: Auf die Hindenburg, weil die da ja keine Funkgeräte haben, mit denen man denen an Bord melden könnte, das ein gesuchter Mörder mitfliegt. Ach, die haben doch Funkgeräte? Ja, das ist dann natürlich dumm gelaufen... .
Jetzt kommt übrigens noch das mit der zerütteten Männerfreundschaft ins Spiel, denn am Boden und an Bord kloppt sich Ulrich Noethen als zum PR-Heini beförderter Luftschifffahrtspionier Kapitän Ernst A. Lehmann mit seinem Kollegen Max Pruss, dem Kapitän der Hindenburg. Kompetenzgerangel wie sonst nur zwischen Polizei und FBI in schlechtgeschriebenen US-Thrillern. An Lehmann zeigt sich aber sehr schön, dass RTL es mit der Historie selbst da, wo es irrelevant für die fiktive Handlung ist, nicht so genau nimmt: der echte Ernst Lehmann war als Beobachter an Bord und erlag seinen Verletzungen einen Tag nach dem Unglück im Krankenhaus. Im Film ist er an Bord, um dafür zu sorgen, dass die beiden Van Zandts vollauf zufrieden sind. Ferner setzt er Pruss immer wieder unter Druck, er solle schneller fliegen, wodurch er das Unglück letztlich mitverschuldet, wohingegen der historische Lehmann noch kurz vor seinem Tod sein Unverständniss bezüglich der Katastrophe äußerte. Im Film stirbt Lehmann bereits an Ort und Stelle: Er schafft es aus der Hindenburg, torkelt neben Pruss durch die Gegend, murmelt noch etwas von "der Junge" und kracht mit Lochfraßbrandwunden am ganzen Rücken nach vorne um wie ein gefällter Baum.
Also, wo waren wir? Ach, ja: Merten hat sich an Bord versteckt und konnte nicht verhindern, dass seine Jenny ebenfalls an Bord geht. Hannes Jaenicke, der seinen Hund schweren Herzens in den Frachtraum sperren lassen musste, lässt derweil in Harvey-Dent-Manier das Schicksal entscheiden: die Münze fällt gegen Hitler und für Hindenburg... es geht also aus wie bei der Wahl 1932.
Nun sind aber alle Passagiere (einer davon blind und einer eine Hündin) und Besatzungsmitglieder endlich an Bord und die Hindenburg fährt los. Im Übrigen bekommen wir von den 97 Personen an Bord (Merten nicht mitgezählt, denn der dürfte als fiktiver, blinder Passagier kaum in der historischen Statistik auftauchen) merkt man im Film jetzt nicht so wirklich was... selbst mit allen Statisten laufen da bestenfalls 30 Gestalten rum. Im großen Aufenthaltsraum scheinen sich prinzipiell nur Personen mit Sprechrollen und ein Tisch mit Statisten aufhalten zu dürfen.
Was dann während der Reise passiert, ist schnell erklärt: es wird gelaufen, gerannt, gequasselt, geprügelt, geklettert, spioniert und intrigiert was das Zeug hält. Hannes Jaenicke bzw. seine Figur Gilles Broca (der Name toppt sogar Merten Kröger) stellt einmal in einer netten Ansprache alle voreinander bloß und quatscht mit seiner hellseherischen Gabe, mit der er bei "The Next Uri Geller" selbst den angemalten Gockel von Vincent Raven ausgestochen hätte, sämtliche Geheimnisse aus - ein tuntiger, zynischer Deus Ex Machina irgendwo mitten im Film... Warum lassen die nicht gleich Christian Shephard aufmarschieren? Der konnte auch so gut mit Hunden... apropos: Wir sehen den Hund im Verlauf des Films noch dreimal:
Einmal im Frachtraum, in dem sich Hannes/Gilles rumtreibt, nachdem er ein junges Besatzungmitglied so lange bequatscht hat, bis er zu seiner schauspielerisch begabten Töle durfte. Dann rennt das Vieh nach dem Unglück völlig verrust zwischen den Krankenliegen rum - wie der Hund es geschafft hat aus seinem Käfig zu kommen und dann die Frachtraumtür zu öffnen, um rechtzeitig den brennenden Zeppelin zu verlassen, erfahren wir nicht. Aber egal wie der Stunt aussah: Da wäre selbst Kommisar Rex neidisch geworden. Und kurz vor Schluss kommt eine gänzlich zusammenhangslose Szene mit Jaenicke und dem Hund in der Maske irgendeines Theaters.
Zwischendurch werden dann noch ein paar Nebenhandlungsstränge aufgeworfen und nie zuende geführt:
Wir erfahren zum Beispiel nie, warum ein Besatzungsmitglied geheime Angriffspläne von Göring dabei hatte. Wir wissen nur, dass der Typ sie hat, Merten überlässt und der sie später gegen Jennys Leben eintauscht, denn die wird von den Ami-Nazis als Druckmittel gegen Merten und Van Zandt festgehalten... man hätte auch nach dem Absturz Schluss machen können, aber es waren halt noch 30 Minuten über, die man nicht auch noch mit Werbung füllen konnte, was aber vielleicht besser gewesen wäre. Zumindest gibt es später noch einen recht wirschen Epilog.
Dann wäre da noch ein Red Hering mit irgendwelchen Nüsschen. Jaenicke gibt dem jüdischen Mädchen seine Glückmünze. Die beiden Kapitäne haben sich von Jetzt auf Gleich plötzlich wieder lieb... und so weiter.
Die Bombe wird im Übrigen noch rechtzeitig von Merten entschärft, was ihm aber nicht viel nützt, weil das Luftschiff ja eh' in die Luft fliegt - an dieser Stelle dann Willkommen zurück in der Wortspiel-Hölle^^
Ja, der Brand schlägt dann am Ende wirklich alles. Merten ist natürlich am nächsten an der Stelle, wo der Brand ausbricht, schafft es aber als erster unversehrt von Bord, während sein Freund und Begleiter, die Flammen kommen sieht, sie anguckt, zu Merten guckt und dann restlos von den Flammen verschluckt wird, die danach zielsicher wie das Rauchmonster aus "Lost" auf Merten losgehen. Überhaupt: Außer Merten haut keiner, der die Flammen kommen sieht, ab. Die bleiben alle stehen und gucken in der Gegend rum, um dann einen möglichst theatralischen Tod zu sterben.
Apropos theatralischer Tod: Im Epilog erschießt Van Zandt erst den bösen Botschaftstypen, der Jenny entführt hat, und dann sich selbst. Man hört die Schüsse, alle gucken, Jenny schreit, Schnitt auf die Leichen.
Ihr merkt schon: Verworren und dennoch handlungsarm, weshalb ich als bekennender Cameron-Hasser fast dazu geneigt bin zu sagen: RTL hat sein Ziel, "Titanic" der Lüfte zu machen, eigentlich erreicht, aber das wäre dann doch etwas übertrieben, denn... so schlecht war der Film jetzt auch nicht. Da würde man "Hindenburg" wirklich Unrecht tun, wenn man ihn auf eine Stufe mit diesem auf Hochglanz polierten, cineastischen Sondermüll stellt ;-) Ach, wie ich mich jetzt schon auf die Hass-Mails freue^^.
Okay, jetzt wisst ihr alles über die Handlung, was sich zu wissen lohnt. Noch ein paar Worte zur Umsetzung:
Der Soundtrack ist... sagen wir mal suboptimal. Gerade in der ersten halben Stunde musste ich oft an "Der Tag des Falken" denken, nur mit dem Unterschied, dass man bei "Hindenburg" mit dieser Filmmusik aus der Hölle längst nicht so viel kaputt machen konnte wie man es einst bei diesem Klassiker getan hat, auch wenn der Falke in Wahrheit ein Bussard war.
Bei den Schauspielern muss ich gestehen: Auch wenn ich nicht verstehe, wie die sich dafür hergeben konnten, Hannes Jaenicke, Christiane Paul, Ulrich Noethen, Hinnerk Schönemann, Jürgen Schornagel und Wotan Wilke Möhring holen aus den recht platten Figuren raus, was möglich war. Lauren Lee Smith schafft es als weiblichen Hauptrolle auch ganz gut die Zerissenheit ihrer Figur glaubhaft darzustellen. Was den männlichen Hauptdarsteller Maximilian Simonischek angeht... Hatte Lothar Matthäus keine Zeit?
Kamera, Regie und Schnitt laufen nach dem etwas holprigen Anfang wirklich zu Form auf. Also, was die filmtechnischen Aspekte angeht ist der Film mehr als solide. Gerade die Großaufnahmen der Hindenburg, wenn die aus dem Hangar fährt, sind toll geworden. Im krassen Gegensatz zu diesen Großaufnahmen kann man durch die schmalen, langen Gangfluchten aber auch die fast klaustrophobische Enge des Passagierbereichs gut nachempfinden. Das Rumgekletter in den Mannschaftsbereichen und der Brand sind bis auf die erwähnten Todesszenen oder eigentlich gerade deswegen Hollywood-reif.
All das kann über das aufgeplusterte, aber letztlich sehr dünne Drehbuch nicht hinwegtäuschen. Wobei ich mit dem Drehbuchautor auch nicht hätte tauschen wollen, wenn RTL einen dreistündigen Event-Kracher um dieses tragische Ereignis gebastelt haben will. Der Film ist letztlich wie die Hindenburg selbst: dürres Gerippe mit viel heißer Luft (und ja, ich weiß, aber mit Wasserstoff funktioniert das Wortspiel nicht). Weniger wäre hier wahrlich mehr gewesen. Hätte RTL sich auf einen Teil beschränken können, hätte es dem Film mehr als gut getan.
Macht's beim nächsten Event-Film wie die Kollegen von Sat.1: Romanverfilmungen sind optimal für so Event-Mehrteiler - das wissen wir spätestens seit dem Seewolf ;-)